Von: 22. Sep, 2021 11:00
Bis: 29. Sep, 2021
Gustaf-Gründgens-Platz
Live-In Lab | Workshops

# zusammenleben

Leben

In der Laufzeit des Live-in Lab gab es Workshops mit Collectif Etc, STEALTH.unlimited, Arnold Dreyblatt, Kaltwasser/Fraas/Ronz und raumlaborberlin, die hier kurz vorgestellt werden.

»Plastische Demokratie. Die Formen des Wir« war ein internationales und kollaboratives Labor im Rahmen des Jubiläumsprogramms »beuys 2021«. Von Juni bis September 2021 entfaltete es sich im öffentlichen Raum von Düsseldorf und online. Das finale Live-In Lab fand vom 22.–29. September fand in der von raumlaborberlin entworfenen experimentellen Architektur vor dem Düsseldorfer Schauspielhaus auf dem Gustaf-Gründgens-Platz statt. Teil des Live-in Lab waren das Erkunden und Vergleichen der Modelle, das Diskutieren und Verhandeln von Ideen und das Zusammensein, -arbeiten, -denken, -essen und -wohnen vor Ort. In der Laufzeit des Live-in Lab gab es Workshops mit Collectif Etc, STEALTH.unlimited, Arnold Dreyblatt, Kaltwasser/Fraas/Ronz und raumlaborberlin sowie zahlreiche Vorträge, Aktionen und Performances.

 

Workshop mit ARNOLD DREYBLATT

The Archive as Living Practice: »The Black Mountain Archive« / »Free International University Protocols«

Ein künstlerischer Forschungsworkshop, der sich auf zwei visionäre utopische Bildungsprojekte des 20. Jahrhunderts bezog: das legendäre Black Mountain College (1933 -1957, North Carolina, USA) und die nicht realisierte Freie Internationale Universität, die von Josef Beuys mit Kollegen in Düsseldorf vorgeschlagen wurde (1973-1978). Diese beiden historischen Bildungsprojekte – ein realisiertes und ein propositionales – stellten eine Referenz für die interne und öffentliche Diskussion, Installation und Performance dar. Im Workshop wurde das Erbe dieser beiden Projekte in einer aktiven Begegnung zwischen Künstler, Publikum und Archiv untersucht und reflektiert. Als Referenzmaterial dienten umfangreiche Archivmaterialien zum Black Mountain College sowie die unveröffentlichten Protokolle der Versammlungen der Freien Internationalen Universität. Die Teilnehmenden realisierten interdisziplinäre installative und performative Projekte, einschließlich eines abschließenden öffentlichen Reenactments der F.I.U.-Sitzungsprotokolle.

 

Workshop mit COLLECTIF ETC

Feuer ist faszinierend. In unserer kollabierenden Welt sind Bilder von Feuer allgegenwärtig, vom entflammten Amazonaswald bis hin zu Aufständen und der Last der brennenden Barikaden. Aber könnten die Bilder des Feuers auf produktivere Weise genutzt werden? Kann man mit Feuer Formen produzieren, kollektive Formen? Diese »Formen des Wir« gingen vom Feuer aus und von dem, was es mit seinen verschiedenen Formen hervorbringen kann: Kohle für die Naturmalerei, Glut zum Kochen und Flamme zum Brennen von Keramik. In Gruppen wurde daran gearbeitet, Metall zu schweißen, um einen Holz-Keramik-Ofen zu schmücken, mit der Künstlerin Marion Jdanoff auf Stoffe zu malen, die eine urbane Szenografie schaffen, und Ton zu modellieren, um keramische Tischgrills herzustellen. Am Ende des Workshops organisierte die Gruppe ein großes gemeinsames Essen.

 

Workshop mit KALTWASSER/FRAAS/RONZ

Rohstoffrückgewinnungzentrum Düsseldorf (AT)

In einer gemeinschaftlich gebauten Struktur, die der Ästhetik einer Produktionsstrasse entspricht, wurden die Reste der kommerzialisierten Innenstadt im speziellen sowie der Überflussgesellschaft im allgemeinen transformiert und (re)materialisiert. Dabei durchlief der Workshop unterschiedliche Prozesse: Offenheit und Vielfalt, Low-Tech und Zugänglichkeit, Kreativität und Inspiration, Utopie und Empowerment, Teilen und Lernen, Nachhaltigkeit und Recycling.
Im Vorfeld des Workshops wurden frei verfügbare Materialien gesammelt und zusammengetragen. Die Workshopteilnehmer*innen waren aufgerufen, sich an der Materialsammlung zu beteiligen: Ob Verpackungen aus dem Logistikbereich, den Rheinhäfen und der umliegenden Shoppingtempel oder Reste von Großbaustellen und Handwerksbetrieben. Neben der Materialverwertung innerhalb des Workshops wurden Interaktion mit der lokalen Gemeinschaft geplant und durchgeführt.

 

Workshop mit RAUMLABORBERLIN

Wenn wir über den öffentlichen Raum sprechen, ist es der körperliche und physische Akt, die Präsenz und Interaktion, die einen Raum von einem offenen Raum zu einem öffentlichen Raum machen. In diesem Workshop wurden die Verhältnisse des Selbst zum Gemeinsamen und Öffentlichen diskutiert und eine Reihe von kollektiven Übungen des öffentlich werdens erfunden und ausprobiert. Zu den Themen, die diskutiert wurden, gehörten: Konflikt, Dissens, Gastgeben, Großzügigkeit, Toleranz, Handlungsmacht. Es wurde diskutiert, Objekte als support structures für das »öffentlich sein« hergestellt und die Stadt auf verschiedene Weise gemeinsam erkundet.

 

Workshop mit STEALTH.UNLIMITED

Es ist Mittwoch, der 19. September 2029. Die erste Space X-Crew landet erfolgreich mit ihren ausgeklügelten Lebenserhaltungssystemen, um die Kolonisierung des Mars zu beginnen. Unnötig zu sagen, dass Sie als Teil der schnell wachsenden Überschussbevölkerung – dem Unnötariat – nicht dabei sind. Am gleichen Tag werden die verbliebenen Arbeiter*innen der Gigafactory in Berlin-Brandenburg entlassen, ohne dass ein Unterstützungssystem vorhanden ist. Sie finden sich bei ihnen wieder. Wie baut man eine selbständige Gemeinschaft auf, am Montag danach?
Die vergangenen Covid-Jahre – mit Fernstudium, Remote Working und der Schließung ganzer »Industriezweige« (auch der Kultur) – haben den Ansturm einer arbeitslosen Zukunft viel näher gebracht, als wir es vorhergesehen haben. Das Live-In Lab bot eine Gelegenheit, diese Zukunft kollektiv zu simulieren und zu antizipieren, jeden Tag in einer anderen Umgebung auf dem Gustaf-Gründgens-Platz. Die Teilnehmer*innen des Workshops fanden sich in einer Landschaft wieder, die von losen Zusammenschlüssen von Neo-Kooperativen dominiert wird, in einer Realität von gebrochenem Konsens, verstreuter Koordination und zuweilen konkurrierenden Überlebensnotwendigkeiten. Wie der Autor Adam Greenfield vorwegnimmt, ein Leben »ohne jede Spur von Langeweile«. Eine Woche lang wurden in dem Workshop neue demokratische Prinzipien, Routinen und Rituale erdacht und durchgeführt, jeder Tag wurde mit einem Stück Erzählung abschlossen.

Gustaf-Gründgens-Platz, Foto: Rainer Schlautmann

Gustaf-Gründgens-Platz von oben mit der Architektur von raumlaborberlin, Foto: Rainer Schlautmann

Links:

Collectif EtcSTEALTH.unlimitedArnold DreyblattMartin KaltwasserKaleidoskop Südparkraumlaborberlin

Teilnehmer*innen:
distance-l8 - 1920
distance-l7 - 1602
distance-l6 - 1568
distance-l5 - 1440
distance-l4 - 1325
distance-l3 - 1164
distance-l2 - 1080
distance-l1 - 1024
distance-s1 - 799
distance-s2 - 720
distance-s3 - 640
distance-s4 - 414
distance-s5 - 320