In den 1960er Jahren erlangte der brasilianische Pädagoge Paulo Freire (1921-1997) nationale Aufmerksamkeit, weil er innerhalb von 45 Tagen rund 300 erwachsenen Analphabet*innen innerhalb von 45 Tagen das Lesen beibrachte. Im Anschluss leitete Freire mit Unterstützung der brasilianischen Regierung eine nationale Alphabetisierungskampagne. Paulo Freire arbeitete früh in Alphabetisierungskursen mit und war in der katholischen Basisbewegung Brasiliens aktiv. In seinen pädagogischen Überlegungen war er von der »Theologie der Befreiung« beeinflusst. Dies bedeutete auch eine starke Betonung des dialogischen Prinzips, wie es von Martin Buber (1878-1965) entwickelt worden war. 1959 stellte Paulo Freire in seiner Habilitationsschrift sein Erziehungskonzept vor. Kurze Zeit später begründete er mit Studierenden und fortschrittlichen Intellektuellen die »Bewegung für Volkserziehung«.
Goals
Ziele
Freire sah sein Programm als einen Schritt zur Demokratisierung Landes. Seine Kampagne entstand zu einem Zeitpunkt, zu dem die hohe Anzahl Analphabeten in Brasilien nicht wahlberechtigt waren. Dies machte sein Engagement politisch besonders relevant.
Beneficial Outcomes
Ergebnisse
1962 startete ein großes nationales Programm zur Alphabetisierung der Bevölkerung durch die Regierung unter J. B. M. Goulart nach der Methode Freires mit dem Ziel, mit Hilfe von 20.000 Kulturzirkeln 2 Millionen Menschen Lesen und Schreiben beizubringen.
Da nur zwei Jahre später die brasilianische Militärdiktatur begann, konnte Freire seine Arbeit nicht vertiefen und das Vorhaben wurde gewaltsam beendet. Freire erhielt Hausarrest, wurde festgenommen und floh ins chilenische Exil, wo er bis 1968 als Beauftragter der UNESCO tätig war. Mit seiner Arbeit beeinflusste er das »Black Consciousness Movement«, eine Basisbewegung gegen die Apartheid, die Mitte der 1960er Jahre in Südafrika entstand. Freires Hauptwerk »Pädagogik der Unterdrückten – Bildung als Praxis der Freiheit« zählt zu den meist zitierten sozialwissenschaftlichen Werken der Welt – noch vor Marx.